Man zieht in eine neue Stadt, in ein neues Haus, liebt beide wegen Ihrer Eigen- und Besonderheiten und möchte doch nicht auf lieb Gewonnenes aus dem alten Leben verzichten. Der kleine Dachausbau im Matthäusquartier ergänzt ein zierliches Basler Stadthaus von 1894 um einen grosszügigen Raum mit einer lichten Höhe, in der ein Kronleuchter seinen Platz findet, der bislang Deckenhöhen Berliner Gründerzeitbauten gewohnt war. Auch die Dachterrasse ist wie ein Souvenir, das in dieser Stadt seine neue Heimat gefunden hat.
Um dem grossen Volumen halt zu geben und es mit dem Haus und dem Ort zu verschränken, muss auf den drei freistehenden Hausseiten unterschiedlich reagiert werden. Strassenseitig erhält das Haus über dem Mansarddach eine überhohe, relativ steile Dachfläche, die wie das Mansardgeschoss mit Dachschindeln gedeckt ist und in der ein grosszügiges Atelierfenster sitzt. Dieses besondere Fenster ist klar dem Dach zugehörig und belässt das baseltypische Mansardgeschosses in seiner vermittelnden Rolle zwischen Dach und Fassade. Hofseitig wird die ursprünglich dreigeschossige Fassade um ein Geschoss ergänzt. Ein Materialwechsel von Putz auf eine vertikale Holzverschalung gliedert die Überhöhe und nimmt optisch die Rolle des fehlenden Dachs ein. Ein grosses, dreiflügliges Fenster verweist durch seine stehenden Proportionen und den steinernen Leibungen auf das Vorgefundene, seine Grösse bricht mit dem vertrauten Anblick solcher Fassaden. Durch das Beibehalten der strassenseitig tief herabgezogenen Traufe und das Hinzufügen eines Geschosses auf der Hoffassade wird ein neues expressives Volumen geschaffen, das den vertrauten Charakter weiter in sich trägt. Eine zufällige Ecke in der Parzelle, die sich in der Brandwand abzeichnet, wird durch einen im Grundriss tropfenförmigen Turmaufbau akzentuiert und so in die volumetrische Logik eingebunden. Im Inneren des Turms befindet sich eine Spindeltreppe, die das bestehende Treppenhaus nach oben zur Dachterrasse fortsetzt.
Die farbenfrohe Umsetzung der Fassaden und die in Fensterläden eingesetzten Kunstwerke unterstreichen den Wunsch der Bewohner nach einer unverkennbar individuellen Signatur.